Mittelalter Redewendungen allgegenwärtig


Das Geld wurde nicht unter der Matratze versteckt, sondern oben im Baldachin des Himmelbettes im Saum eingenäht. Es wurde "auf die hohe Kante gelegt".

Wurden die Schulden nicht bezahlt - so war das Geld immer noch im Saum des Bettbaldachin eingenäht. So blieb der Schuldner das Geld "säumig".

Geld wurde auch in einer kleinen Holzschatulle aufbewahrt. Im Boden der Schatulle war ein Hund eingeschnitzt. War das Geld aufgebraucht und das Holzkästchen leer, wurde der geschnitzte Hund sichtbar. Man war "auf den Hund gekommen".

Die lange Tafel im Festsaal war auf Böcken aufgelegt. Nachdem alle gespeist hatten, kamen die Dienstboten und trugen die gesamte Tischplatte heraus. "Die Tafel wurde aufgehoben". Das hatte auch den Vorteil, dass keine Dienstboten herum wuselten. Es ging einfach und schnell. Der Tisch wurde einfach an anderer Stelle abgeräumt.

Am Festsaal der Burg war ein kleiner geschlossener Raum, ähnlich einem Balkon angesetzt. Am hinteren Ende befand sich ein Sitz und ein Loch im Boden: Das stille Örtchen. Da das Gelage teilweise über drei Tage ging, brauchte keiner der Anwesenden den Festraum zu verlassen. Was vielleicht bei übermäßigem Alkoholgenuss auch nicht einfach gewesen wäre.
Die Türe des stillen Örtchen wurde von außen verriegelt. Hintergrund: Französischen Spionen war es gelungen an der Burgmauer hoch und über das Loch im Boden in die Burg zu gelangen. Sie öffneten unbemerkt die Burgtore und die Burg wurde eingenommen. Um dem Einhalt zu gebieten, wurde "dem ein Riegel vorgeschoben". Die Toilettentüre wurde von außen verschlossen.

Ein ähnlicher Vorsprung befand sich auch über einem Burgtor der Marksburg. Gelangten die Feinde bis zu diesem Burgtor - so hatten sie sprichwörtlich "Pech gehabt". Selbiges wurde über ihren Köpfen auf sie geschüttet. Die Holzdielen im Boden (siehe Foto) wurden entfernt. Das heiße Pech ergoss sich über die Köpfe der Angreifer.
Vollbild Marksburg, Höhenburg am Mittelrhein

Kochtöpfe hingen an einer "sägeähnlichen" Vorrichtung. Die Aufhängung erinnert an Sägezähne. So konnte der Topf in unterschiedlichen Höhen über dem Feuer eingehakt beziehungsweise aufgehängt werden. Ging der Garvorgang nicht schnell genug, so mussten Koch oder Köchin "einen Zahn zulegen".

Die Burgmauern waren vier Meter dick. Der Raum zwischen den kleinen Fenstern und dem eigentlichen Raum wurde mit Sitzbänken bestückt -"den Fensterbänken".

Der Verlierer bei Wettkämpfen bekam ein Schwein und musste es, unter den spöttischen Blicken aller, nach Hause führen. Allerdings versüßte dieser wertvolle Preis doch das Verlieren. Der Verlierer hatte "Schwein gehabt".

Der Freier wurde von der Angebeten in einen Korb zum Fenster herauf gezogen. War er nicht erwünscht, wurde ein Korb mit lockerem Boden heruntergelassen. Eine "bodenlose" Gemeinheit, denn der Freier brach durch den Boden des Korbes: Er war "unten durch". Auch ein Zeichen der Abeweisung war: Wurden Korb und Freier auf halber Höhe am Haus "hängen zu lassen".

In einem Gottesurteil wurde dem Verurteileten ein trockener Bissen in den Mund gelegt. Konnte der Angeklagt nicht schlucken: "Blieb ihm der Bissen im Halse stecken" war er schuldig.


"Fersengeld geben": Die Färse ist eine junge Kuh die bei der Ehescheidung abgegeben wird. ("versen penninge")

Das hebräische Wort für Münze ist ma'oth. In einer Gaunersprache bedeutete "Moos haben" - Geld haben. Im 13. Jahrhundert wurde die Redewendung in die Studentensprache übernommen.

Die Reiterbahnen bei mittelalterlichen Turnieren wurden Schranken genannt. Diese waren durch eine Abtrennung geteilt. "Jemanden in die Schranken weisen" bedeutet, man ihm lediglich seine Kampfbahn zugeteilt die er nicht verlassen durfte.

Im 15. Jhdt. rief der Nachtwächter zu später Stunde: "Gar aus!" Das bedeutete den Gastwirten das Licht zu löschen. Der Tag war ganz und gar aus.

"Etwas auf dem Kerbholz haben": Statt wie heute Striche auf Bierdeckel zu machen, hatten Wirt und Gast je ein längeres Stück Holz. Die beiden Kerbhölzer wurden nebeneinander gelegt. Mit einem Messer wurden Kerben in die aneinanderliegenden Hölzer geritzt. Die beiden Kerbhölzer waren nun identisch. Eines verblieb beim Gast, das andere beim Wirt. So konnte jeder der beiden, bis zum Begleichen der Rechnung, den Verzehr kontrollieren.

"Mit jemandem anbändeln" bezieht sich auf das Kreuzen der Klingen. Im Streit waren somit "gebunden" als Einleitung zum Kampf.

An den Himmelbetten hingen Vorhänge oder Gardinen. Das dort wartende Eheweib, empfing ihren spät aus dem Gasthaus kommenden Ehegatten, mit einer Gardinenpredigt.

Die sehr gelerte Familie Swyn lebt im 17. Jhdt. in Schleswig. Der plattdeutsche Name Swyn bedeutet übersetzt Schwein. Leute die des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren, ließen sich von Familie Swyn Brief schreiben und vorlesen. Waren Brief nicht zu entziffern so sagten die Leute: "Dat kann keen Swyn lesen!"

Will man jemanden veräppeln, will man ihn zunichte, lächerlich machen oder verspotten.
Das jüdische Wort eppel (übersetzt nichts) stand hierfür Pate.

Kuppeln galt ursprünglich nur als zusammenfügen und hatte noch keinen negativen Beigeschmack. Für eine Heiratsvermittlung erhielt der Vater oder Vormund der Braut einen Pelz. Er verdiente sich einen Kuppelpelz.

Unter einer Decke stecken: Das Brautpaar ging unter Zeugen zusammen ins Bett ("der Bettsprung"). Erst nachdem sie die Decke über sich schlugen war die Ehe rechtskräftig.
Waren auf einer Burg zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten, so teilten sich auch Waffengenossen einen Schlafplatz. Sie steckten also nicht nur unter einer Decke, sondern hatten auch im Leben ein starkes Vertrauensverhältnis.

Es geht um die Wurst. Das "Wurstschnappen" im Mittelalter: Wurst wurden an langen aufrecht stehenden Stöcken aufgehängt. Wem es gelang danach im Sprung zu schnappen, durfte sie behalten. Da sich die meisten weder Wurst noch Fleisch leisten konnten, das dies ein unglaublicher Gewinn.


Durch die Bank: In der Schänke wurden die Leute im Mittelalter, in der Reihenfolge bedient in der sie in der Bank saßen. Dabei gab es keine Standesunterschiede. Jeder bekam seine Mahlzeit der Reihe nach durch die Bank.

Ins Hintertreffen geraten: Einzelne Soldaten einer Gruppe wurden als Reservetruppe zurückgelassen, um zu Beispiel die Burg zu bewachen. Sie durften am Kampf nicht teilnehmen, mussten zurückbleiben - waren ins Hintertreffen geraten und gingen von der Beute leer aus.


Den Löffel abgeben: Jeder hatte seien eigenen Löffel. Ihn abzugeben bedeutete – er brauchte ihn nicht mehr, man war tot.


Weis der Geier: Da niemand das Wort Teufel aussprechen wollte, ersetzte das Wort Geier (als Verniedlichung) das Wort Teufel.

Der Nachnahme Schmidt leitet sich ab vom Schmied. In der Schmiede gab es auch Mäuse und daher wohl auch Katzen. (Schmidts´Katze) Während der Schmied mit seinem Hammer zuschlug, erschreckte sich die Katze so sehr, dass sie schnell weglief. (Dieses Sprichwort ist nicht belegt, sondern nur Mutmaßung.)

In der Mitte eines runden oder ovalen Schildes ist eine „halbe Kugel“ befestigt. An diesem Buckel rutschte die Waffe ab: Den Buckel runterrutschen.

Selbst der unintelligenteste konnte Nachtwächter werden: Tuten und blasen
Ins Horn blasen und die Zeit zur vollen Stunde ansagen.


"Ein Gang" - bedeutet nicht die Speisefolge, sondern der Gang des Personals mit den Speisen zum Tisch. „Ein Gang“ beinhaltet also so viele Speisen, wie von den Bediensteten getragen werden kann.

Sich sein Brot verdienen: Mittelalterliche Arbeiter wurden in Brotrationen ausbezahlt.


Was führst Du im Schilde? War auch das Visier zugeklappt, war nicht erkennbar wer in der Rüstung steckte. Das Wappen auf dem Schild (im Schilde führen) gab Auskunft, ob es sich um Freund oder Feind handelte.